My experience with euforia: Lorenz

Lorenz is one of our volunteers and organized imp!act Bern in autumn 2016.

Wie bist du zu euforia gestossen?
Ich bin in 2014 durch einen Freund auf euforia gestossen. Ich war dabei für eine andere Organisation Flyer zu verteilen und habe meinen Freund angetroffen, der mir einen imp!act Flyer zeigte.  Der Flyer hat mich sofort angesprochen. Ich wollte schon immer etwas zur Gesellschaft beitragen und mithelfen, die Zukunft zu gestallten. Ich war zwar schon involviert, aber ich hatte das Bedürfnis noch viel mehr zu bewirken. Ich habe mich also sofort angemeldet und habe es nie bereut.

Welche Rolle hast du bei Euforia?
Ich habe als imp!act Teilnehmer begonnen. Ich empfand es als ein sehr einschneidendes Erlebnis. Ich habe viele Leute getroffen, die ähnliche Ziele im Leben hatten und in die gleiche Richtung wollten. Durch euforia bin ich in ein Netzwerk von involvierten Menschen in Bern und schweizweit gekommen. Nach meiner Teilnahme bin ich informiert geblieben,  hatte jedoch eher eine passive Rolle. Ich habe später noch bei einem, durch imp!act organisierten, Mentoring Projekt mit Manager von Swisscom teilgenommen und nebenbei noch ein paar eigene Projekte organisiert. Seit dem Frühjahr bin ich wieder aktiver bei euforia dabei und habe selber begonnen, einen imp!act zu organisieren, da ich unbedingt mehr Leute mit diesem coolen Projekt erreichen will. Es ist sehr interessant und anspruchsvoll, in einem Team auf freiwilliger Basis zu arbeiten. Ich habe definitiv viel dabei gelernt. Momentan kreiere ich auch ein Video, um mehr Berner zu motivieren beim imp!act mitzumachen. Die Idee ist, dass im Video ehemalige Teilnehmer und andere involvierte die Zuschauer dazu auffordern auch mitzumachen.

Welche wertvolle Fähigkeiten hast du bei euforia gelernt und wie kannst du diese ausserhalb von euforia anwenden?
Ich habe gelernt, nicht zu verurteilen. Es was so genial, andere Menschen kennenzulernen, die vielleicht ganz anders sind als ich, aber trotzdem ähnliche Ziele haben. Ich habe gelernt, offen zu sein für andere und deren Ideen. Es ist sehr wichtig, dass man die Vorstellungen von anderen nicht verurteilt. Jeder ist am motiviertesten, wenn er seine eigene Vision umsetzen kann. Das darf man auf keinen Fall zerstören. euforia hat mir auch im Bereich Kommunikation viel beigebracht und ich bin dadurch selbstsicherer geworden. Durch euforia bin ich auch mehr zum „Macher“ geworden. Früher war ich immer mehr ein Kopfmensch. euforia hat mir gezeigt, wie ich mehr proaktiv werden kann.

Was machst du ausserhalb von euforia?
Ich habe gerade mein BWL Studium abgeschlossen. Momentan mache ich ein Praktikum bei Credit Suisse, im Bereich KMU und Start-up Beratung. Wir unterstützen Start-ups bei der Gründung und regeln den Zahlungsverkehr für kleine und mittelgrosse Unternehmen.

Gefällt es dir für eine grosse Bank zu arbeiten?
Es ist genial. Wir helfen Menschen dabei, ihre Unternehmen zu gründen, ihre Träume umzusetzen und die Zukunft mitzugestalten. Ich erfahre jeden Tag, welche zentrale Funktion Banken in unserer Gesellschaft übernehmen. Dazu kommt, dass die anderen Mitarbeiter super sind.

Was wäre deine Traumrolle/beruf?
Meine Kariere ist für mich nicht klar vordefiniert. Ich weiss einfach, dass ich andauernd Neues lernen will. Ich würde gerne andere positiv beeinflussen, egal auf welche Art und Weise. Mein Ziel wäre, mal selbständig zu werden.

Welches globale Problem bewegt dich am meisten?
Mich bewegt die grosse Ungleichheit unserer Gesellschaft sehr. Es beschäftigt mich, wie sie zustande gekommen ist und wie man sie lösen könnte.

Hast du eine Theorie, wie es zu dieser Ungleichheit gekommen ist?
Ein wichtiger Faktor ist, dass die Theorie der trickle-down economics nur teilweise in der Realität zu beobachten ist. Viel mehr zeigen die Daten in vielen Fällen, dass eine freie Marktwirtschaft zu höherer ökonomischer Ungleichheit führt. Ich finde es aber schwierig, abzuwägen, wo und wie stark der Staat involviert sein soll. Grundsätzlich würde ich mich als eher liberal bezeichnen und glaube an die Freiheit des Menschen. Ich finde es wichtig, dass jeder Eigenverantwortung trägt. Andererseits sind die MöglichkeitenSelbstverantwortung zu übernehmen und etwas zu erreichen davon abhängig in welchem Umfeld man aufwächst und mit welchen Ressourcen man ausgestattet ist. Ich sehe es als unwahrscheinlich, dass wir eine globale Lösung für solche Problemstellungen finden. Viel mehr glaube ich daran, dass wir diese Probleme im kleineren Raumen adressieren müssen. Viele sehen die massiven Probleme, glauben nicht an eine Lösung und geben auf. Deswegen ist es wichtig zu realisieren, dass man durchaus im kleineren Positives erreichen kann. Wie gross diese Bewegung dann wird, kann man sich vielleicht nicht vorstellen. Beispiel: euforia.

Wie würdest Veränderung in der Schweiz anpacken?
Ich würde bei der Bildung beginnen und das Schulsystem neu ausrichten. Es ist bedauerlich, dass das Wort Fehler in unserer Gesellschaft so negativ geprägt ist. Ich hatte beispielsweise als Schüler das Gefühl, dass mein Englisch schlecht wäre, da ich immer nur auf meine Fehler hingewiesen wurde. Als ich aber nach der Matur auf Australien gereist bin, wurde mir bewusst, dass ich durchaus kommunizieren konnte! Man bekommt ein ganz anderes Selbstbewusstsein, wenn man sich darauf fokussiert, was man kann, anstatt was man nicht kann. Deshalb muss sich das Schulsystem von Fehler-fokussierten lernen entfernen und danach streben, die Schüler zu ermächtigen. Dabei sollte meiner Meinung nach neben dem Vermitteln von Wissen vermehrt auch die Förderung von Selbstbewusstsein, Selbstverantwortung und Kreativität gefordert werden. Das Bildungssystem sollte dem Motto folgen: Expert ist jemand, der auf einem kleinen Fachgebiet alle Fehler bereits gemacht hat. Nehmt Risiko, macht Fehler und gestaltet mit!

Wieso ist deiner Meinung nach euforia so erfolgreich?
Erfolgreich ist etwas, das auf eine Nachfrage stosst. euforia zapft ein grosses Verlangen der heutigen Generation an, Einfluss zu nehmen und etwas zu bewirken. Es gibt viele, die gerne etwas verändern würden, aber sich noch nicht dazu fähig fühlen, oder nicht das richtige Netzwerk dafür haben. Ich glaube Euforia hat noch extrem viel Potential auszuschöpfen. Im heutigen System – vor allem in der Politik – werden Entscheidungen sehr langsam getroffen. Wenn Menschen zusammengebracht werden, können sie gemeinsam und effizient Entscheidungen treffen und dabei realisieren, dass man nicht auf das formelle Entscheidungssystem warten muss. Wir sind selber mächtig!